Modul I & Basiswissen
Biokinematisches Beweglichkeitstraining
Modul I & Basiswissen
Die Balance des Körpers
Wir Menschen sind Zweibeiner. Wenn wir auf unseren Füssen stehen, müssen wir den aufrechten Stand permanent ausbalancieren, damit wir nicht hinfallen.
Diese Balancetätigkeit ist Aufgabe der Fusssohle.
Die Biokinematik sieht die Funktionsfähigkeit der Fussmuskulatur als ein gewichtiges Element in der Behandlung und Prophylaxe von zahlreichen Schmerzproblemen und Arthrose. Darüber hinaus lassen sich beispielsweise die Neigung zu Krämpfen oder kalten Füssen, sowie die Gangsicherheit positiv beeinflussen.
Schuhwerk und Untergrund
Die Ursache vieler Störungen und Erkrankungen im Fuss wie z.B. Spreiz- oder Knickfuss, Krallenzehen oder Hallux valgus liegt neben den stark einseitigen Tätigkeiten des Alltags insbesondere beim heute verbreiteten Schuhwerk und dem harten, ebenen Untergrund. Während der Fuss mit seinen 26 Knochen, den Sprunggelenken, den Längs- und Quergewölben sich barfuss perfekt an den jeweiligen Untergrund anpassen könnte, wird er heutzutage durch Absätze, Fussbett und Einlagen massiv darin gehindert, seine Arbeit biologisch korrekt zu verrichten. In früheren Zeiten bewegte sich der Mensch auf sehr variantenreichen, unebenen Untergründen. Eine gewünschte Abwechslung für die Fussmuskulatur, die so richtig gefordert und beweglich gehalten wurde.
Um diese Probleme zu lösen, setzt die Schuhindustrie insbesondere beim Laufsport als Abhilfe Schaumgummistoffe ein, um den Gang zu dämpfen. Physikalisch betrachtet ist dies unsinnig, da durch die Dämpfung mehr Energie benötigt wird. Doch viele Sportler können gar nicht mehr anders, als mit Einlagen und Dämpfung zu laufen, weil sie sich sonst schnell Waden- oder Fussprobleme zuziehen. Sie kompensieren unwissentlich auf diese Weise die bestehenden muskulären Funktionsdefizite, weichen so der normalen Fussbelastung aus und verlagern das Problem oft tendenziell weiter nach oben in Richtung Knie und Hüfte.Das Ganze geht oft lange Zeit gut, bis das System komplett zusammenbricht und in manchen Fällen sogar der Sport nicht mehr ausgeübt werden kann.
Dies alles ist vermeidbar. Hierfür sollten die Füsse mit Hilfe geeigneter Übungen wieder funktionsgerecht umtrainiert werden. Das Therapiekonzept der Biokinematik fördert dies auf effektvolle Weise. Das Training kann durchaus einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen und wird im Regelfall von Erfolg begleitet werden. Manchmal müssen auch weitere Muskeln in das Training miteinbezogen werden, damit die Flexibilität und die damit verbundene körpereigene, muskuläre Stossdämpfung im Fussgewölbe, im Sprunggelenk, in Knie und Hüfte wieder perfekt harmonisiert wird. So hat beispielsweise ein grosser Teil der Zehen- und Fussmuskeln ihren Ursprung im Bereich des Unterschenkels. Funktionsgerechtes Training bedeutet auch eine Gangschulung, d.h. ein Gehen, wie es von der Biomechanik her vorgesehen ist. Von Natur aus sind die meisten Säugetiere, daher auch die Menschen, Vorfussläufer.
Dies macht Sinn, denn der vordere Teil des Fusses ist weich und beweglich und kann sich so dem Untergrund hervorragend anpassen. Der hintere Teil des Fusses, die Ferse, ist dagegen mehr oder weniger ein Knochen, der hart auf dem Boden aufkommt.
Deshalb ist das immer wieder empfohlene und gelehrte „Abrollen“ des Fusses genau das Gegenteil von dem, was der Fuss von seinen Eigenschaften her machen soll – hier wird mit der Ferse nach vorne gezogen, wodurch die Muskeln der Beine vollkommen falsch belastet werden. Dies kostet mehr Kraft und führt auf Dauer zu muskulären Einschränkungen und als Folge davon zu Schmerzen.